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Berliner Quartiere (7): ZehlendorfGehobenes Wohnen

Der Mexikoplatz ist mit dem Bau der Eisenbahnlinie Berlin-Potsdam inmitten einer Berliner Vorortkolonie entstanden. Der Schmuckplatz, von Wohn- und Geschäftshäusern gefasst,... - FOTO: THILO RÜCKEIS
















Der „grüne Bezirk“ bietet nicht nur exklusive Villen. Mehrere große Neubauvorhaben sind in Planung.
Zehlendorf – das klingt nach Prunkvillen am Wannsee und luxuriösen Häusern in Dahlem, nach Wohlstand und Gediegenheit. Obwohl es natürlich auch in Zehlendorf zahlreiche ganz normale Mietwohnungen gibt, gehört der Stadtteil zweifellos zu den beliebtesten Wohngegenden Berlins.
... besteht aus zwei spiegelbildlich angeordneten Rasensegmenten, ergänzt durch den Jugendstil-Bahnhof und die historischen Straßenleuchten und Beschilderungen. - FOTO: THILO RÜCKEIS
Die Einwohner Zehlendorfs, das zeigt ein Blick in die Statistik, sind im Durchschnitt älter als im Gesamtberliner Durchschnitt, verfügen über eine höhere Kaufkraft und sind seltener arbeitslos. „Die Seen und Waldgebiete in Zehlendorf“, begründet dies die Investitionsbank Berlin (IBB) in ihrem jüngsten Wohnungsmarktbericht, „zählen zu den wichtigsten Naherholungsflächen in Berlin und sind ausschlaggebend dafür, dass dort in weiten Teilen eine sehr wohlhabende Klientel zu finden ist.“
Insbesondere an den Seen jedoch finden Interessenten nur selten ein Haus oder ein Grundstück. Da ist es umso bemerkenswerter, dass am Griebnitzsee, also am Rand von Zehlendorf und schon fast in Potsdam, ein größeres Neubauprojekt Gestalt annimmt. „Tilia Living Resort“ haben der Immobilienunternehmer Ludwig Stoffel und seine Frau Giovanna Stefanel mit ihrer Stofanel Investment AG das Vorhaben getauft, in dessen Rahmen bis Ende 2012 etwa 50 Häuser entstehen sollen.
„Wir bieten mit einer breiten Produktpalette mit Townhouses, Doppel- und Einfamilienhäusern sowie Villen vielfältige Wohnoptionen“, sagt Ludwig Stoffel. Interessenten sollten allerdings genügend Kleingeld mitbringen: Eine Villa mit knapp 400 Quadratmeter Wohnfläche kostet 1,55 Millionen Euro, und für die günstigste Einheit mit 120 Quadratmeter Wohnfläche ist mit immerhin 385 000 Euro zu kalkulieren. Dafür gibt es allerdings die unmittelbare Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Bäkewiese und teilweise einen unverbaubaren Seeblick. Das Konzept scheint anzukommen – immerhin sind nach Angaben der Investoren bereits 30 der 50 vorgesehenen Häuser verkauft.
Am Rand von Zehlendorf entsteht ein Neubauprojekt – das „Tilia Living Resort“. - FOTO: STOFANEL
Die Stofanel Investment AG ist auch für ein zweites Großprojekt in Zehlendorf verantwortlich: für die auf mehr als 100 Millionen Euro veranschlagte Bebauung der Truman Plaza an der Clayallee. Viele Berliner kennen das 50 000 Quadratmeter große Areal vom Deutsch- Amerikanischen Volksfest. Auf dem Gelände soll jetzt ein sogenanntes Urban Village mit Wohnungen, Häusern und Villen sowie Gewerbeflächen entstehen – doch das Projekt, an dem Stofanel schon längere Zeit arbeitet, befindet sich noch immer in der Planungsphase. Denn es gibt erheblichen Widerstand, der sich vor allem gegen die geplanten Gewerbebauten richtet: Die vorgesehenen Einzelhandelsflächen würden den kleinen Läden am nahen U-Bahnhof Onkel Toms Hütte den Todesstoß versetzen, befürchtet der Verein Papageiensiedlung, in dem sich Bewohner der von Bruno Taut entworfenen, farblich gestalteten Onkel-Tom-Siedlung (oder eben Papageiensiedlung) zusammengeschlossen haben.
Nach Angaben von Stofanel-Sprecherin Anna-Maria Gerhart ist auf der Truman Plaza ein Nahversorgungszentrum mit Arztpraxen, Fitness- und Wellnesseinrichtungen, Gastronomie und Läden geplant. Hinzu kommen ein Gebäudeteil, der als Seniorenresidenz, Studentenwohnheim oder Hotel genutzt werden soll, sowie rund 110 Wohneinheiten. Diese werden sich den Plänen zufolge um einen künstlich angelegten kleinen See mit fünf Wasserarmen platzieren. „Durch die harmonische Verbindung von Wasser und Architektur erhält jedes Gebäude individuelle Sichtachsen und Wasserperspektiven“, stellt der Investor in Aussicht. Details zum Konzept und zu den Preisen will Stofanel im Sommer dieses Jahres bekannt geben.
Florian Koch, Inhaber des Zehlendorfer Büros des auf hochwertige Wohnungen spezialisierten Maklerhauses Dahler & Company, attestiert der Truman Plaza „gute Chancen am Markt“. Derzeit könne das Angebot an Neubauwohnungen in Zehlendorf die Nachfrage nicht befriedigen. Allerdings würden weitere Projekte in den nächsten Jahren eine Entspannung bewirken.
Tatsächlich ist die Truman Plaza nur eines von drei Großprojekten an der Clayallee, in deren Rahmen in den nächsten Jahren nach Angaben von Uwe Stäglin, Baustadtrat des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, rund 500 Wohneinheiten entstehen werden (siehe dazu auch nebenstehendes Interview). Ein Großteil davon wird im ehemaligen Hauptquartier der US-Streitkräfte in der Clayallee/Ecke Saargemünder Straße Platz finden. Dieses ist nämlich vor kurzem still und leise von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verkauft worden. „Der Kaufvertrag wurde mit dem Bestbieter aus dem Angebotsverfahren beurkundet“, bestätigt Barbara Beckstett, Abteilungsleiterin Verkauf bei der Bima in Berlin. Nicht Teil des Verkaufsgegenstandes ist das US-Konsulat, das sich weiterhin an der Clayallee befindet.
Den Namen des Investors verrät Beckstett nicht – doch man darf davon ausgehen, dass es sich um ein Unternehmen handelt, das viel Erfahrung im Umgang mit Baudenkmalen hat. Unter Denkmalschutz steht nämlich die gesamte weitläufige Kasernenanlage, die zwischen 1936 und 1938 nach Plänen des Architekten Fritz Fuß als Luftgaukommando II entstand, im Juli 1945 von den US-Streitkräften beschlagnahmt wurde und dann bis 1994 das US-Hauptquartier beherbergte. Dass sie jetzt in ein Wohnensemble umgewandelt wird, war ursprünglich nicht geplant: Vor Jahren interessierte sich die Freie Universität für den historischen Gebäudekomplex, um einen geschlossenen Campus zu errichten; danach war er als Sitz des Bundesnachrichtendienstes oder der Bundespolizei im Gespräch.
Eine Lösung rückt auch für ein weiteres, ganz in der Nähe gelegenes denkmalgeschütztes Ensemble näher: für das 1914 erbaute ehemalige Krankenhaus Oskar-Helene-Heim am gleichnamigen U-Bahnhof. Der Liegenschaftsfonds Berlin verhandelt derzeit nach Angaben seiner Sprecherin Irina Dähne mit einem potenziellen Käufer, der sich an einem Bieterverfahren beteiligt hat, das bereits 2008 stattgefunden hat. „Er möchte ausschreibungskonform in Kombination einen Wohn- und Gesundheitsstandort entwickeln“, teilt Dähne mit. Dem Kaufvertrag muss noch das Abgeordnetenhaus zustimmen.
Doch auch für Berliner, die schon jetzt auf der Suche nach einer Wohnung in Zehlendorf sind, eröffnen sich einige Möglichkeiten. Zum Beispiel zwischen Ahorn- und Königstraße, wo das Unternehmen Diamona & Harnisch vor wenigen Wochen mit dem Bau des „Königsquartiers“ begonnen hat. Auf dem 9000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen fünf vom Architekten Klaus Theo Brenner entworfene Stadtvillen mit insgesamt 43 Wohneinheiten; hinzu kommen vier Wohnungen in einer bereits bestehenden Villa. Die Apartments sind 70 bis 150 Quadratmeter groß und kosten zwischen 3200 und 4850 Euro pro Quadratmeter. 45 Prozent davon seien bereits vermarktet, teilt der Investor mit.
Wer noch höhere Ansprüche hat, wird möglicherweise in der Peter-Lenné-Straße in Dahlem fündig. Dort, ganz in der Nähe des berühmten Hauses Wiegand von Peter Behrens (1911/12), errichtet die Ralf Schmitz Wohnungsbaugesellschaft bis 2012 ein Wohnhaus mit drei Einheiten, die jeweils eine ganze Etage einnehmen und zwischen 180 und 250 Quadratmeter groß sind. Die Exklusivität hat ihren Preis: 6000 Euro pro Quadratmeter verlangt der Bauträger.
Etwas günstiger wird es in der Nähe des S-Bahnhofs Zehlendorf. In dessen direkter Nachbarschaft, in der Martin-Buber-Straße 1A, plant das Architekturbüro Arnold & Gladisch den Bau eines Wohnhauses mit fünf Einheiten, das in Form einer Baugruppe realisiert werden soll. Hier beträgt der Quadratmeterpreis um die 3400 Euro. Und gleich daneben wird man bald sogar zur Miete wohnen können: Die Copro-Gruppe baut das ehemalige Postamt in der Martin-Buber-Straße 23 um und schafft dabei in den oberen beiden Geschossen sieben Mietwohnungen – „eine sinnvolle Nachnutzung“, wie Baustadtrat Uwe Stäglin urteilt.